Montag, 24. September 2012

Uruguay - Colonia del Sacramento und Montevideo

Soundtrack zum Text (je nach Wahl, zu suchen bei Youtube):
- La Vela Puerca (die ich nächste Woche in Buenos Aires live sehen werde)
- No te va Gustar (meine große uruguayische Liebe)

Von Freitag bis Sonntag war ich mit meiner Freundin und Mitbewohnerin Steffi in Uruguay. Da in Buenos Aires heute Feiertag ist, wollten wir mal ein Wochenende wegfahren und ein anderes Land kennenlernen - ein voller Erfolg!
3 Stunden Schifffahrt brachten uns am Freitag morgen nach Colonia del Sacramento, einem kleinen, verschlafenen Örtchen am Río de la Plata, dessen Centro Histórico Unesco Weltkulturerbe ist, völlig zurecht, wie sich herausstellte. Wir verbrachten also einen sehr entspannten Tag dort und erholten uns vom ständigen Lärm und quilombo (arg.: Chaos, wichtiges, ach was, seeehr wichtiges Wort in Buenos Aires!) der argentinischen Haupstadt. Wir hatten beinah schon vergessen, wie Vogelgezwitscher klingt!








Am Samstagvormittag fuhren wir dann mit dem Bus weiter in die uruguayische Hauptstadt Montevideo. Auch hier vor allem eins: Ruhe. Und erstaunlich wenig Menschen auf den Straßen. Wir waren jedenfalls gleich verzaubert von Land und Leuten und verbrachten auch in Montevideo einen wunderschönen Tag unter blauem Himmel. Nachdem wir zunächst auf ein Reggaefestival gehen wollten, was uns dann aber verwehrt blieb, da es angeblich bereits ausverkauft war, passierte das beste, was einem in einer fremden Stadt passieren kann. Wir gingen nichts ahnend in eine kleine Buchhandlung und verbrachten die nächsten 1,5 Stunden bei Grappamiel (Grappa mit Honig), Mate und Gesprächen über Gott und die Welt mit dem Buchhändler und Besitzer des Ladens (La Lupa, hier die hübsche Homepage, kann leider nur spanisch: http://www.lalupa.com.uy/). Mit einigen neuen Büchern und einem neuen Plan für den Abend ging's zum Abendessen. Später dann: Konzert in der besagten, sehr kleinen Buchhandlung, das Publikum und die Musiker dicht aneinander gedrängt, Bücher überall um uns herum und wunderschöne Musik. Danach noch ein Bier in einer kleinen Bar am Río de la Plata und plötzlich war es auch schon 2 Uhr morgens - ab ins Hostelbett.












Der nächste Tag war gleichzeitig schon unser (vorerst) letzter in Uruguay (volveremos!). Ein langer Spaziergang entlang des Río de la Plata, der hier eigentlich schon wie das Meer aussieht und der sonntägliche Markt, auf dem es wirklich alles zu kaufen gab, was man sich nur vorstellen kann, dann gings auch schon zum Busbahnhof und wir mussten die Rückreise antreten, die sich leider sehr in die Länge zog, da wir wegen zu viel Schifffverkehr nicht in den Hafen von Buenos Aires einlaufen konnten und uns eine Stunde auf dem dunklen Wasser rumtreiben mussten...

Jetzt gehts wieder mit der Uni weiter - ich freu mich aber bereits darauf, bald mehr von Lateinamerika kennenzulernen.

Mittwoch, 12. September 2012

„Facultad tomada con clases públicas por becas, edificio y contra las cesantías”



- "Fakultät besetzt mit öffentlichem Unterricht wegen Stipendien, Gebäude und gegen die Entlassungen" - um den Titel mal mehr oder minder wörtlich zu übersetzen.

Meine Fakultät wurde heute von den Studenten besetzt, was zur Folge hatte, dass die Kurse im Hof, auf der Straße oder auf den Gängen unterrichtet werden mussten. Es geht um Stipendien (becas), das Fakultätsgebäude (edificio) und die Entlassungen von Dozenten (cesantías). Die Stipendienzusammensetzung wurde wohl geändert, und jetzt sollen 125 Pesos im Monat für Kopien (ich gebe in der Woche für meine 3 Kurse mindestens 40-50 Pesos an Kopien aus), Essen und Fahrtgeld reichen. Dass das nicht aufgeht, ist offensichtlich, jedoch ist es schwierig, zu überblicken, wie das ganze vorher geregelt war und wer für was in welcher Form verantwortlich ist. Deshalb will ich mir hier keine Meinung anmaßen, sondern lediglich über die Geschehnisse berichten. Das größte Problem ist jedoch, dass der Großteil der Stipendien noch nicht ausbezahlt wurde, was angesichts der Tatsache, dass in ca. 2 Wochen „parciales“, Zwischenklausuren sind, wirklich unangenehm ist.



Auch fraglich ist, was das weitere Vorgehen ist, bzw. wie lange dieser „Streik“ anhalten wird. Meine Dozentin heute meinte, je nach Thema kann sich so eine Sache von einem Tag bis zu einem Semester hinziehen. Heute wird in einer studentischen Vollversammlung entschieden, wie es weitergeht. Na dann, das kann ja heiter werden.

Heute jedenfalls saßen wir auf dem Gang und versuchten da, unseren „Wissenschaftliches Schreiben“-Kurs durchzuziehen. War eher schwierig…zunächst saßen um uns herum noch 3 andere Seminare, und jeder versuchte, den anderen zu übertönen. Und außerdem kamen alle 5 Minuten entweder Studenten des CEFyL („Centro de Estudiantes de Filosofía y Letras“, so eine Art ASTA) mit Flugblättern, um uns über die Aktionen in und um die Fakultät aufzuklären, oder aber Patienten des „Hospital La Borda“, dem Krankenhaus für psychisch Kranke mit dem bekannten Radiosender „La Colifata“ (hier ein Link zum Dokumentarfilm-Trailer, hat sogar englische Untertitel: http://www.youtube.com/watch?v=trkmRBHL5Lc), um uns um eine Spende zu bitten, da das Krankenhaus wohl von der Schließung bedroht ist. Zum „Hospital la Borda“ aber vielleicht ein andermal mehr (ich muss mich näher informieren), da das erstens eine Geschichte für sich ist, die es wert ist, zu erzählen, und zweitens, da eine Schließung wirklich ein Verlust wäre, den man versuchen sollte, zu verhindern.



Jedenfalls brachen wir den Kurs schließlich eine halbe Stunde vor Schluss ab, weil wir unser eigenes Wort nicht mehr verstanden. Wie gesagt, man kann gespannt sein, was der Rest der laufenden Woche bringt und ob wir bald wieder „normalen“ Unterricht haben werden…

Dienstag, 4. September 2012

Gala lírica im Teatro Colón – und das beste: Freikarten



Gestern habe ich es endlich geschafft, das Teatro Colón zu besuchen. Das über hundert Jahre alte Gebäude ist wirklich beeindruckend und wurde nach langen Renovierungsarbeiten erst 2010, mit zweijähriger Verspätung nicht wie geplant zu seinem 100-jährigen Jubiläum, immerhin aber zur 200-Jahr-Feier der argentinischen Unabhängigkeit, wiedereröffnet.

Wir hatten Stehplatzkarten ganz oben im 7. Stock, genannt „Paraíso“, und konnten so eine wunderbare Aussicht von oben auf das Geschehen genießen. Das Konzert, das wir uns anhörten, wurde zur Feier der Beziehungen zwischen Südkorea und Argentinien gespielt, weswegen bestimmt das halbe, übrigens sehr gut gefüllte Theater, voller Koreaner war, die aufgeregt hin und her liefen und kein Wort von dem verstanden, was die argentinischen Platzanweiser ihnen mitzuteilen versuchten.



Wir hörten folgendes Programm:

Beethoven: Obertura „Coriolano“, Op. 62
Adam: „Ah! Vous dirais-je Maman” (“El torero”)
Verdi: “Caro Nome” (Rigoletto)
Donizetti: “Una furtiva lágrima” (“L’elisir d’amore”)
Tchaikovski: “Kuda, Kuda vi udalilis” (Evgueni Onieguin”)
Lehár: “Lippen schweigen” (“La viuda alegre”)
Offenbach: “Can Can” (“Orfeo en los infiernos”)
Les oiseaux dans la charmille (“Los cuentos de Hoffmann”)
Ahn: “Ari Arirang”,

sowie zahlreiche Zugaben.

Die koreanische Solistin Sumi Jo sang ja wirklich schön, allerdings trug sie ein Kleid, so was habe ich noch nie gesehen, das war wirklich, nun ja, sagen wir mal: amüsant. Es war rosa, bodenlang und glitzerte und flimmerte bei jeder Bewegung. Ein ebenfalls rosafarbener Schleier gehörte wohlgemerkt auch noch dazu, oh je. Außerdem war es erstaunlich bis nervig, dass das Publikum seine Begeisterung nicht im Zaum halten konnte, und so jeglicher Schlusston in begeistertem Applaus unterging. Und manchmal nicht nur der Schlusston…vielleicht lag das aber auch an dieser „Gala“ und ist sonst nicht so schlimm, ich muss sagen, ich hoffe es beinah.







Jedenfalls werde ich meine Augen jetzt immer offenhalten, um bald wieder an billige oder sogar kostenlose Eintrittskarten zu kommen, schon allein, weil das Gebäude einfach herrlich ist und die Akustik wirklich überwältigend.


Sonntag, 2. September 2012

Sonntags in Barracas


Manchmal, da hat man eben Lust, eine Hüpfburg aufzustellen, mitten in unserer Straße, an einem ruhigen Sonntag. Und dann macht man das eben einfach. Warum auch nicht...










Ich habe schon verschiedentlich vernommen, dass mein Youtube-Link in eurem Land mal wieder nicht funktioniert. Das hatte ich natürlich nicht bedacht, denn ich war nach ein paar Tagen hier so hin und weg davon, dass ich plötzlich wieder Zugriff auf jedes Musikvideo habe, das ich gerne sehen möchte, dass ich die "Zustände" in Deutschland ganz verdrängt habe...Wenn es euch interessiert, könnt ihr ja vielleicht ein anderes Video desselben Stücks finden, das läuft.

Samstag, 1. September 2012

Buenos Aires, Joaquín Sabina und Erinnerungen aus Madrid



Dieser Blog soll dazu dienen, all jene Postkarten zu ersetzen, die ich wohl nie schreiben werde aus San Telmo, dem Stadtteil von Buenos Aires, in dem ich nun bereits seit einem Monat wohne, da sie mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit doch nie ankämen. 

Beginnen möchte ich mit einem Lied von Joaquín Sabina, einem von mir sehr geliebten spanischen Liedermacher, dessen Musik ich damals vor inzwischen vier Jahren in meinem ersten Auslandssemester in Madrid kennenlernen durfte. „Con la frente marchita“ fand ich neulich bei einem Spaziergang durch die Stadt und bekomme es seitdem nicht mehr aus dem Kopf – wie man auch der Name des Blogs unschwer erkennen lässt.

"Sentados en corro merendábamos, besos y porros
y las horas pasaban deprisa entre el humo y la risa.
Te morías por volver con la frente marchita cantaba Gardel
y entre citas de Borges Evita bailaba con Freud,
ya llovió desde aquel chaparrón hasta hoy. 


Iba cada domingo a tu puesto del rastro a comprarte
carricoches de miga de pan, soldaditos de plata.
Con aguita de un mar andaluz quise yo enamorarte
pero tú no tenías más amor que el de río de la plata. 


Duró la tormenta hasta entrados los años ochenta
cuando el sol fue secando la ropa de la vieja Europa.
No hay nostalgia peor que añorar lo que nunca jamás sucedió
mándame una postal de San Telmo, adiós cuídate
y sonó entre tú y yo el silbato del tren. 


Iba cada domingo a tu puesto del rastro a comprarte
monigotes de miga de pan, caballitos de lata.
Con aguita de un mar andaluz quise yo enamorarte
pero tú no tenías más amor que el de río de la plata. 


Aquellas banderas de la patria de la primavera
a decirme que existe el olvido esta noche han venido
te sentaba tan bien esa boina calada al estilo del Ché
Buenos Aires es como contabas, hoy fui a pasear
y al llegar y me puse a gritar ¿donde estás? 


Y no volví más a tu puesto del rastro a comprarte
corazones de miga de pan, sombreritos de lata.
Y ya nadie me escribe diciendo no consigo olvidarte
ojalá que estuvieras conmigo en el río de la plata
Y no volví más a tu puesto del rastro a comprarte
carricoches de miga de pan, soldaditos de lata."


Joaquín Sabina, zu finden auf der CD "Mentiras Piadosas" von 1990.

Anbei noch ein Link zum zugegebenermaßen ein wenig kitschigen Videoclip. Das tut aber dem Lied keinen Abbruch: http://www.youtube.com/watch?v=ZVFIepFSFxk